Peitschende Weide

Sie hob den Kopf und sah ihn an. Überrascht hier auf jemanden zu treffen antwortete sie lächelnd: "Hey. Danke mir gut." Natürlich eine Lüge. "Dir?" ,fragte sie nach und sah ihn mit leicht schiefgelegten Kopf an.

Gut? Wieso sitzt sie dann so alleine um die Uhrzeit ihr draußen? wunderte er sich. "Ach eigentlich ganz okey..", antwortete er auf lächelnd, "Was machst du denn so früh schon hier draußen?", fragte er interessiert.

"Ach drinnen wurde es zu...langweilig. Jill ist immer nur noch mit Luca unterwegs, Alice ist zu Greg und Marina mit Serafin abgehauen." ,erklärte sie. Toll. Alle meine Freundinnen haben einen Kerl, aber die kleine dumme Jane eben wieder nicht...

"Ach so... bei mir irgendwie auch... Alexendra ging plötzlich ziemlich traurig weg.. und Serafin war darauf auch ganz schnell verschwunden.", fügte er hinzu. Da bemerkte er plötzlich ihren nachdenklichen Gesichtsausdruck. "Ist irgendwas?", fragte er vorsichtig.

"Nein nein. Alles okay." ,entgegnete sie hastig und lächelte als Beweis. Wieder gelogen... ,dachte sie seufzend und strich sich kurz eine Strähne aus den Augen.

"Ach so okey", sagte er etwas misstrauisch. Hm irgendetwas bedrückt sie... aber wennn sie es nicht sagen möchte,.. okey dann kann ich auch nichts machen, dachte er und er versuchte damit, es vor sich selber zurechtfertigen, weshalb er nicht weiter nachfragte. Dabei wurde sein Lächeln etwas schwächer und senkte folglich den Blick zu Boden.

Mit dem Blick nach vorne über die weiten Ländereien Hogwarts fragte sie ihn schließlich leise: "Was machst du heute noch so?" Sie wusste dass die Frage nicht von hohem Niveau war, aber im Moment genügte sie für ein Gesprächsthema.

"Ich weiß nicht", antwortete er leise und hob seinen Kopf wieder um sie betrachten zu können. "Eigentlich wollt ich mich noch einmal hinlegen - die Nacht war schon sehr kurz - aber ich schätze ich machs letztendlich doch nicht... und gehe dann im Halbschlaf in den Unterricht..", erklärte er ihr und fing wieder etwas das lächeln an. "Und was machst du heute?"

"Ach weiss nich." Sie legte den Kopf auf die Knie und schloss die Augen. "Meine Freundinnen sind eh grad mit wichtigeren Leuten beschäftigt. Vielleicht mach ich ein bisschen Hausaufgaben. Aber wahrscheinlich setz ich mich einfach in ne Ecke und starre vor mich hin." Sie kicherte.

Aufmerksam hörte er ihr zu und überlegte. Oh..warum sie wohl nichts mit Seamus macht?... Aber so schlecht scheint sie ja garnicht drauf zu sein... Dann lächelte er und sagte halb ironisch zu ihr: "Soll ich dich in der Ecke mal besuchen kommen?"

"Ach, du hast doch bestimmt auch wichtigere Leute. So wie alle." Ihre Stimme wurde einen Hauch trauriger, doch äußerlich liess sie sich nichts anmerken. "Durch den Ball gestern sind so viele neue Pärchen entstanden...Zu viele meiner Meinung nach." Sie verdrehte kurz die Augen.

"Sag sowas nicht", entgegnete er ihr ruhig, "das stimmt doch nicht" Ich habe doch garnicht so viele... und groß wichtigere erst recht nicht ... .. Nach kurzem Überlegen fügte er noch hinzu: "Hm mit den Pärchen könntest du recht haben,,, aber so ist das irgendwie jedes Jahr.."

Sie schüttelte leicht den Kopf. "Nein ist es nicht. Das ist es gerade. Seit dem Ball denkt jeder er würde seinen Tanzpartner lieben. Als ob das so schnell gehen würde." Sie schnaubte einmal kurz verächtlich und meinte: "Ich bezweifle stark dass diese Beziehungen lange halten."

"Ja schon", stimmte er erneut zu und gab ihr zu verstehen, "aber letztes jahr war es ja auch nicht anders... hm und nächstes ja wird genau das selbe Spielchen wieder von vorne losgehen...". Nach eine kurzen Pause murmelte er in fast unverständlicher Lautstärke weiter: "Da müssen wir eben durch.."

Schweigend betrachtete sie ein paar Vögel wie sie friedlich über den Morgenhimmel kreisten. Durch ihr Nichtssagen gab sie ihm zu verstehen dass sie teils seiner Meinung war.
Schließlich seufzte sie kurz und fragte ihn: "Was hast du eigentlich nach der Schule vor? Ja ich weiss sind noch 2 Jahre, aber trotzdem." Schwach lächelnd sah sie ihn an.

Hey sie sagt etwas, dachte er freudig und antwortete: "Oh das weiß ich ehrlichgesagt noch garnicht... Darüber hab ich mir zwar schon einige male Gedanken gemacht, kam aber bisher leider zu keinem Ergebnis..", Er war einen kurzen Blick zur peitschenden Weide und stellte dann die Gegenfrage: "Weißt du schon, was du gerne machen würdest?"

"Naja..." Verlegen zwirbelte sie eine Haarsträhne zwischen den Fingern, dann antwortete sie: "Ich würde gerne später mal in der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe im Zaubereiministerium arbeiten."

"Ist doch schön", kommentierte er lächelnd und fragte interessiert weiter: "Gibt es dort ein paar Tiere, die dich besonders interessieren?"

"Ich find Drachen toll." ,antwortete sie promt und in ihren Augen erschien ein seltsamer Glanz. "Sie sind so...frei, stark, trotzdem würdevoll...Einfach toll."

"Ech?", sprach er überrascht. Hätte ich garnicht gedacht.... ihre Augen, sie scheint ja richtig fasziniert zu sein.... er holte kurz Luft und fragte weiter: "Hast du dann schonmal einen Drachen nahe gesehen?"

"Meine mum arbeitet entfernt mit Drachen. Sie arbeitet im Ausschuss für die Beseitigung gefährlicher Geschöpfe. Da hat sie auch manchmal mit Drachen zu tun. Und ein einziges mal durfte ich mit als sie einen gefangen haben." Bei der Erinnerung musste sie lächeln.

"Ach so..", sagte er etwas nachdenklich.... Hm .. "Entfernen" hört sich ja nicht so toll an.., dann schüttelte er kurz den Kopf, um sich wieder etwas wacher zu machen, und fragte anschließend - nun auch wieder freundlich lächelnd - neugierig: "Und wie nahe warst du dem Drachen?"..

"Als sie ihn irgendwie betäubt hatten durfte ich einmal kurz über seine warmen Schuppen streicheln." ,erzählte sie und schmiss sich rücklings ins Gras.

"Das ist sehr nah..", sprach und dachte er zugleich.. "warst du da aufgeregt?", fragte er etwas leiser weiter und blickte anschließend etwas über die Landschaft ringsherum um die beiden.

"Natürlich. Er hat zwar geschlafen, aber die Gefahr war trotzdem da..." Nachdenklich sah sie hoch zu den Wolken und erinnerte sich an einen Bekannten von ihnen, bei dem ein Drache, trotz des Schlafens, es irgendwie geschafft hatte einen Finger abzubeissen.